Ansicht des Ausstellungsraumes, Variante Holzboden

Projekte

Erkner – Kultur- und Bildungsforum Gerhart Hauptmann

Status:
Wettbewerb 1. Preis und Realisierung Dauerausstellung
Fläche (Ausstellungen, Besucherservice):
ca. 500 qm
Zeitraum:
2022-2026
Auftraggeber:
Stadt Erkner
Leistungen:
Ausstellungsgestaltung Lichtplanung, Medien, Kommunikationsdesign, Leistsystem, Planung Besucherservice

Ansicht des Ausstellungsraumes, Variante Holzboden

Erkner – Kultur- und Bildungsforum Gerhart Hauptmann

Die Stadt Erkner liegt im Landkreis Oder-Spree, der sich im Osten des Landes Brandenburg befindet. Erkner selbst grenzt unmittelbar an das Berliner Stadtgebiet. In den Jahren zwischen 1885 und 1889 lebte Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann mit seiner Familie in Erkner. Als Mieter bewohnten sie die untere Etage der sogenannten Villa "Lassen", die heute das "Gerhart-Hauptmann-Museum" beherbergt. Das klassizistische Bauwerk steht unter Denkmalschutz, seit Ende des 19. Jahrhunderts wurden immer wieder Um- und Anbauten an dem Gebäude vorgenommen.

Das seit vielen Jahrzehnten bestehende Gerhart Hauptmann-Museum wandelt sich künftig zum Kultur- und Bildungsforum, welches weiterhin Forschungsstandort, Theater und Museum ist, aber um neue Funktionen erweitert wird.  Das neue Gerhard-Hauptmann-Museum ist ein Museum für Literatur, aber kein Haus, dass sich ausschließlich der Literatur widmet. Als ehemaliger Wohnort des Künstlers und seiner Familie stellt es die Persönlichkeit Gerhart Hauptmanns, die vielfältigen Einflüsse in seinem Werk und die zeit- und biografiegeschichtlichen Bezüge heraus. So wird den Besucher:innen eine ganzheitliche Personen- und Zeiterfahrung ermöglicht.

Sonderausstellungen, Bibliothek, Café, Tourismusinfo und Veranstaltungssaal machen das Haus zu einem vielschichtigen Zentrum. Die Strahlkraft dieses Angebots geht weit über die Grenzen Erkners hinaus und bietet ein attraktives Ziel für literarisch Interessierte, Touristen, Schulklassen und weitere Besuchsmotivationen.

2021 fand ein Realisierungswettbewerb statt, der die denkmalgerechte Sanierung und den barrierefreien Umbau der Villa sowie seine Ergänzung durch einen Neubau mit eigenständiger Architektursprache im Fokus hatte. Als Gewinner ging das Cottbusser Büro keller architekten hervor. Ihr Entwurf für den Neubau besteht oberirdisch aus einem eingeschossigen Langhaus mit Satteldach. Das Gebäude ist mit einem offenen Lattenkleid aus thermobehandeltem Eschenholz überzogen. Der Neubau- und Umbau schafft für die Empfangs-, Service- und Ausstellungsräume eine großzügige Differenzierung der einzelnen Funktionsbereiche. Die Empfangs- und Serviceräume befinden im Erdgeschoss, die Ausstellungs- und Veranstaltungsräume im neuen Untergeschoss. Das Bestandsgebäude der Villa Lassen erhält einen seitlichen Übergangs- und Erschließungskern, so dass ein in sich geschlossener Rundgang zwischen Neu- und Altbau entstehen kann.

2022 folgte der Wettbewerb zur Gestaltung der Ausstellung und Foyerbereiche, aus dem unser Büro als Sieger hervorging.

Unser Entwurf sieht für die schmalen Ausstellungsbereiche im Neubau ein modulares Wandrelief vor, in das Vitrinen, originale Exponate, Leuchtbilder, Texte, Zitate, Medien, Interaktionen, Hands-ons in lebhafter Abfolge zum Entdecken einladen. Vitrinenkästen verschließen sich in der Blickrichtung nicht, sondern haben Glasseiten. Dieses Wandrelief setzt das „Lattenkleid“ (Zitat der Architekten) aus thermobekleidetem Eschenholz der neuen Außenfassade in eine Ausstellungsstruktur um, ohne diese identisch zu adaptieren. Die Wandelemente generieren ein lebhaftes, aber strukturiertes Miteinander von unterschiedlichen Präsentations- und Vermittlungsformen – ein „moodboard“ von Impressionen, die ein Ganzes ergeben, vergleichbar den literarischen Schaffungsprozessen des Sammelns, Ordnens des in-Bezug-Bringens und der Multiperspektivität.

Der Struktur der Wände stellen wir organische Sitz- und Medieninseln gegenüber, die in diesen Innenhof gerichtet sind. Sie schirmen die Nutzer zur Ausstellung und anderen Besuchern ab und öffnen sich gleichzeitig in den Innenhof. So schaffen wir für die Besucher:innen Rückzugsmöglichkeiten, um in Ruhe Audios und Videos bzw. interaktive Erschließungen zu hören, zu sehen oder anzuwenden – oder auch ein Buch von Gerhart Hauptmann in die Hand zu nehmen und darin zu blättern.
Sie sind der gestalterische Kontrapunkt zur strukturierten Wandgestaltung, und wirken dennoch vollkommen harmonisch zum Innen- und Außenraum.  

In der Gestaltung des gläsernen Innenhofs haben wir Reminiszenzen an Hauptmanns unterschiedliche Wohnsitze eingegliedert, in der Art eines japanischen Gartens: Unterschiedliche Erde-, Sand- und Gesteinsformationen der vier Wohnhäuser und Lebensmittelpunkte Hauptmanns in Erkner, Hiddensee, Agnetendorf und Schreiberhau werden zu einem abstrakten Motiv zusammengefügt. Sitzinseln laden zur Kontemplation ein, eine Audio-Installation begleitet den Aufenthalt. Der Bereich bietet sich ideal für wechselnde künstlerische Installationen an, so dass dieser Bereich auf der Basis eines Grundentwurfs immer wieder neugestaltet und interpretiert werden kann.

Die Räume im Altbau der Villa Lassen sind eine zentrale Interessens- und Besuchsmotivation der Besucher:innen und ein wesentliches Marketinginstrument des Museums und des städtischen Tourismus. Ihnen widmen wir daher besondere Sorgfalt. Die Besucher:innen betreten den Altbau mit den rekonstruierten Räumen der ehemaligen Wohnung der Familie Hauptmann zwischen 1885 und 1889 wie bisher über die sogenannte Bibliothek, das ehemalige Schlafzimmer.
Für die Räume Bibliothek, Arbeitszimmer und mittlerer Salon verfolgen wir den weitestgehenden Erhalt des Ausstattungsbestandes. Die Wände und der Bodenbelag werden atmosphärisch und gestalterisch optimiert.

Der hintere Teil des Salons widmet sich künftig dem Thema „Hauptmann und Erkner“, im Rahmen eines dort neuen Ausstellungsbereich. An einem zentralen Medientisch können die Besucher:innen Hauptmanns Welt in Erkner entdecken, und zugleich auch mehr über die Geschichte der Stadt vor und nach dem Zweiten Weltkrieg erfahren.

 

Im April 2023 haben wir die Leistungsphase 3 abgeschlossen, die Grundlage der weiteren Fördermaßnahmen für die Ausstellungen des neuen Forums sind.